Industriebahn Roeder
Der Industriebahnanschluss Roeder - die Roederbahn - entstand mit dem Bau der Städtischen Irrenanstalt Herzberge in Lichtenberg um 1890. Für das Heizhaus derselben wurde ein Kohlegleis verlegt, das nördlich des damaligen Bahnhofs Lichtenberg-Friedrichsfelde am Zentralfriedhof Friedrichsfelde von der Preußischen Ostbahn abzweigte. Der Friedhof bekam ein eigenes Betriebs-Anschlussgleis. Für den öffentlichen Personenverkehr wurde 1895 etwas östlicher, entlang der Preußischen Ostbahn, ein Gleis mit dem Bahnhof Friedrichsfelde Friedhof verlegt, das ab 1898 zur Wriezener Bahn erweitert wurde.
Seinen Namen hat der Anschluss Roeder von der Rittergutsbesitzer-Familie Roeder. Albert Roeder erwarb das Gut Lichtenberg 1856 und parzellierte es einige Zeit später. Sein Sohn Leo Roeder begann nach dem Tod seines Vaters mit der Entwicklung der Industriestadt Rittergut Lichtenberg und verkaufte die Parzellen an neue Eigentümer, die dort ihre Fabriken errichteten.
Mit der Entwicklung der Industriestadt Rittergut Lichtenberg ab dem Jahr 1900 wurde der bestehende Kohlegleis-Anschluss ausgebaut. Im Jahr 1900 bestand ein Betriebsanschlussgleis zwischen der Herzbergstraße und der Rittergutstraße für die dort neu angesiedelten Fabriken. Es verlief in einem Bogen nördlich der Knaben-Erziehungsanstalt und machte eine S-Kurve am ca. um 1913 angelegten Rangierbahnhof, dem Industrieumschlagbahnhof Röder - IUB Röder. Kurz nach 1900 wurde entlang der nördlichen Enden der nördlichen Parzellen an der Herzbergstraße ein Betriebsanschlussgleis für die 1902 dort errichtete Kohlestiftfabrik von Siemens verlegt. Mit dem Bau der Konsum-Genossenschaft Berlin und Umgegend wurde ab 1913 ein weiteres Betriebsanschlussgleis zu dessen Heizhaus zwischen Rittergutstraße und Bornitzstraße verlegt. Die beiden letzterwähnten Gleise reichten in westliche Richtung über die Ruschestraße hinaus. Im selben Jahr wurde ein weiteres Gleis, dass erst nördlich zwischen dem Straßenbahnsportplatz und dem Lichtenberger Stadion und dann in westliche Richtung südlich des Wasserwerks verlief, und an dessen südwestlichen Ecke einmal fast bis zum Weißenseer Weg und andermal bis runter zur Herzbergstraße nahe Roederplatz reichte, verlegt.
Das Wasserwerk erhielt von diesem Gleis aus erst in den 1920er Jahren ein Betriebsgleisanschluss. Bei dessen Verlegung ist auch ein Gleis über die Landsberger Allee in Richtung Wilhelmsberg - Alt Hohenschönhausen - geplant oder wird sogar verlegt, verschwindet wenn dann aber wieder bald. Dieses geplante Gleis über die Landsberger Allee in Richtung Wilhelmsberg und Alt-Hohenschönhausen sollte in Wilhelmsberg entlang der Gemarkungsgrenze von Lichtenberg und Hohenschönhausen führen und entweder nur dafür sorgen, dass dort (mehr) Fabriken ansiedeln, oder (nur) eine Verbindung mit dem von der Ecke Große-Leege-Straße und Bahnhofstraße bis zur Gemarkungsgrenze verlaufenden Ausfallgleis der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde herstellen, das dort Anschlussgleis für die Holzverarbeitungsfabrik Schmidt an der damaligen Quitzowstraße (heute Simon-Bolivar-Straße) war.
Ende der 1970er Jahre wurde der Anschluss Roeder vom südlichen Gleisanschluss an die Preußische Ostbahn am Zentralfriedhof Friedrichsfelde zum Berliner Außenring verlegt.
Der Grund für die Verlegung des Gleisanschlusses von der Preußischen Ostbahn zum Berliner Außenring könnte gewesen sein, weil der südliche Gleisanschluss nördlich der Kinderklinik Lindenhof durch den Landschaftspark Herzberge verlief und genau dort dem VEG Gartenbau im Weg gewesen sein könnte, der zu dieser Zeit dort eine neue großflächige Gewächshausanlage plante und 1981 fertigstellte. Die meisten Gewächshäuser wurden ab 2002 wieder abgerissen und das Gelände in einen Landschaftspark umgewandelt.
Interessant an dieser Stelle ist, dass Landkarten und Satellitenfotos abweichende Gebäude-Einzeichnungen der Gewächshäuser zeigen. So zeigt eine Karte von 1993 (mit dem Hinweis "Baustelle"), dass die Gewächshäuser das Gleisbett nicht bebauen und Satellitenfotos von 2000 zeigen eine Bebauung mit Gewächshäusern auf dem Gleisbett.
Der Gleisanschluss erfolgte am Berliner Außenring an der Stelle, an dem das neue Gleis der ehemaligen Wriezener Bahn vom selbigen abzweigte. Das ist zwischen der Landsberger Allee und der Allee der Kosmonauten, nördlich des ehemaligen Magerviehhofs. Die Wriezener Bahn wurde seit 1971 bereits über das Biesdorfer Kreuz geleitet. Das Gleis zum ehemaligen Magerviehhof blieb aber bestehen und wird bis heute von der Nachfolgefirma des Betriebsteils Lichtenberg des VEB Kombinat Baumechanisierung an der Rhinstraße benutzt. Es ist allerdings im südlichen Teil unterbrochen und dort nicht mehr mit der Preußischen Ostbahn verbunden. Das neue Anschlussgleis vom Anschluss Roeder verlief seit dem nördlich des Magerviehhofs in westliche Richtung und überquerte die Rhinstraße mit der Rhinstraßenbrücke. Nordwestlich des Krankenhauses Herzberge zweigte es einmal in südliche Richtung zum Industrieumschlagbahnhof Roeder, bzw. Industriegebiet Lichtenberg ab und einmal in Richtung Wasserwerk, aber dort nur bis zur Siegfriedstraße und überquerte diese scheinbar nicht.
Nach 1990 wurden die meisten Fabriken am Anschluß Roeder nach und nach stillgelegt. Der letzte Zug fuhr 1997 auf der Roederbahn.
Nach 2000 wurden einige Gleise zu Rad- und Wanderwegen asphaltiert. Davon betroffen sind das südlichste Gleis vom Industrieumschlagbahnhof Roeder bis zur Siegfriedstraße. Das um 1900 verlegte nördlichste Gleis vom Industrieumschlagbahnhof Roeder bis zur Siegfriedstraße. Das Gleis vom Industrieumschlagbahnhof Roeder in Richtung Norden, das in den 1970er Jahren verlegt wurde und das an den asphaltierten Weg der Trinkwasser-Druckrohrleitung Müggelsee-Lichtenberg in Richtung Rhinstraße anschließt.
Das mittlere Gleis der drei Hauptgleise in das Industriegebiet, das hinter dem Stellwerk verläuft, wurde vom Stellwerk des Industrieumschlagbahnhof Roeder bis zur Siegfriedstraße renaturiert.
Die drei Hauptgleise sind westlich der Siegfriedstraße zum größten Teil noch vorhanden.
Von dem um 1913 verlegten Gleis südlich des Wasserwerks, dass bis zum Weißenseer Weg und zur Herzbergstraße nahe Roederplatz reichte, ist noch ein kurzer Trampelpfad südlich der Siedlung Weisse Taube an der Siegfriedstraße vorhanden, der als Gleisbett ab den 1920ern für den Betriebsanschluss Wasserwerk genutzt wurde und so erhalten blieb.
Es wird überliefert, dass die Roederbahn am Zentralfriedhof Friedrichsfelde wegen des 1951 dort eingeweihten Ehrenfriedhofs, der Gedenkstätte der Sozialisten, ein Pfeifverbot hatte.
Das Krankenhaus Herzberge wurde in den 1980er Jahren an die Fernwärmeleitung angeschlossen. Damit wurden keine Kohlen mehr für das Kesselhaus Herzberge benötigt. Das Gleis ist nicht mehr vorhanden. Lediglich am Kesselhaus selbst sind noch Spuren des Kohlegleises und des Bahndamms zu sehen.
Interessant ist, dass das Gleis der Roederbahn am Zentralfriedhof Friedrichsfelde noch liegt, aber das zum Kohlegleis samt einer Weiche fehlt. Es muss also noch vor der Stillegung des Gleisanschlußes an die Preußische Ostbahn Ende der 1970er entfernt worden sein. In einer Karte von 1956 ist das Kohlegleis Herzberge noch eingezeichnet. Das Kohlegleis verlief in einer Senke zwischen dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde und heutigem Landschaftspark Herzberge. Der Zaun des Zentralfriedhof Friedrichsfelde bezieht diese Senke in sein Grundstück mit ein. Dabei ist anzumerken, dass der Friedhof diesen Teil, zwischen Friedhofs-Hauptweg und heutigem Landschaftspark, erst im Jahr 1947 dazu erworben hat. Der Friedhof selbst wurde 1881 eröffnet.
Es gibt nur eine unbestätigte Information, dass das Kohlegleis Herzberge nur bis ca. 1970 bestanden hat. Also schon vor der Stilllegung des südlichen Anschlußes der Roederbahn verschwunden ist.
Am Gleis am Kesselhaus vom Krankenhaus Herzberge und am Gleis an der Konsum-Genossenschaft Berlin sind noch Umlenkrollen zu sehen, die darauf deuten, dass die Waggons dort mit Seilwinden bewegt wurden.
Der Gleisanschluss wird auch Industriebahn-Anschluss Roeder, oder Industriebahn-Anschluss Lichtenberg genannt. Die exakte Bezeichnung lautet Industrieanschlussbahn Roeder - IAB Roeder, oder Industrieanschlussbahn Lichtenberg - IAB Lichtenberg. Es wird auch die Schreibweise Anschluß Röder und Röderbahn verwendet.
Der Industrieumschlagbahnhof Roeder wird auch einfach Rangierbahnhof Roeder genannt - Rbf Roeder.
Die Kleingartenanlage am Industrieumschlagbahnhof Roeder nennt sich KGA Eisenbahn Kleingartenfreunde Anschluß Roeder e.V.
Info: In diesem Fotoalbum sind Fotos vom Ablaufen der Gleise zu sehen. Zur Zeit der Fotoaufnahmen waren nur noch Teilstücke der Gleise vorhanden. Der Industrieumschlagbahnhof Roeder war bereits in den neu angelegten Landschaftspark Herzberge integriert. Die Aufnahmen entstanden bei mehreren Erkundungstouren.
Zur Info: Es gibt verschiedene und teils widersprüchliche Angaben zu den verlegten Gleisen. Hier wurden die plausibelsten erwähnt.