Görlitzer Bahnhof der Görlitzer Bahn im Görlitzer Park
Der Görlitzer Bahnhof war ein Kopfbahnhof in Berlin Kreuzberg. Er wurde von 1865 bis 1866 von der Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft gebaut und war die Endstation der Berlin-Görlitzer Eisenbahn, die bis 1867 fertig gestellt wurde. Die Vorortbahn bis Königs Wusterhausen war bereits 1866 fertig gestellt.
Von Görlitz aus bestand über die Bahnstrecke Görlitz–Seidenberg (später über die Neißetalbahn Hagenwerder-Zittau), die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) und die Österreichische Nordwestbahn (ÖNWB) Anschluß bis nach Wien, der als Fernverbindung Berlin-Wien beworben wurde.
Der Görlitzer Bahnhof befand sich vor dem Köpenicker Tor von 1842 der Berliner Akzisemauer, die kurz nach seiner Eröffnung in den Jahren 1866 bis 1869 abgerissen wurde. Als Bahnhofsvorplatz wurde der Spreewaldplatz angelegt. An diesem befand sich das Empfangsgebäude. Am Spreewaldplatz gab es eine Haltestelle der Berliner Straßenbahn. 1902 wurde unweit an der Skalitzer Straße der Hochbahnhof "Haltestellte Oranienstraße" der damals neu gebauten U-Bahn Hochbahn in Betrieb genommen, der seit 1926 den Namen Görlitzer Bahnhof trägt.
Die den Görlitzer Bahnhof nordöstlich tangierende Straße bekam den Namen Görlitzer Straße.
Die den Görlitzer Bahnhof südwestlich tangierende Straße bekam den Namen Wiener Straße.
Nördlich des ehemaligen Görlitzer Bahnhofs liegt der Lausitzer Platz.
Am Görlitzer Bahnhof bestand ein Fußgängertunnel zwischen der Wiener Straße auf Höhe der Liegnitzer Straße und der Görlitzer Straße auf Höhe der Oppelner Straße. Er wurde um 1910 gebaut und Görlitzer Tunnel genannt.
Die Bahnstrecke der Görlitzer Bahn bestand anfangs von Berlin bis Görlitz zweigleisig.
Südwestlich am Treptower Kreuz bestand ein Ausfallgleis der Görlitzer Bahn zum Güterbahnhof Treptow und somit ein Anschluß an die südliche Ringbahn.
Von diesem Ausfallgleis bestand ein Betriebsanschlußgleis (zwischen Elsenstraße und Kiefholzstraße, auf Straßenniveau) und Abstellgleise (zwischen Elsenstraße und Bouchéstraße, auf Bahndammniveau).
Östlich am Treptower Kreuz gab es jeweils ein Ausfallgleis von beiden Gleisen in Richtung Bahnhof Treptower Park an der Ringbahn.
Die Verbindungsbahn Baumschulenweg–Neukölln verbindet die Görlitzer Bahn mit der südlichen Ringbahn.
Die Berlin-Görlitzer Eisenbahn ging 1882 in das Eigentum des Staates Preußen über und wurde damit Teil der Preußischen Staatseisenbahnen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das südwestliche Gleis der Görlitzer Bahn von Landwehrkanal bis Görlitz als Reparationsleistung entfernt. Es wurde in den Folgejahren nur noch von Treptower Kreuz (Anschluß an nordwestliches Ausfallgleis) bis Lübbenau wieder eingebaut.
1951 wurde der Personenverkehr am Görlitzer Bahnhof von der Deutschen Reichsbahn eingestellt.
1961 wurde die Bahnstrecke durch den Mauerbau am Landwehrkanal unterbrochen. Der Görlitzer Bahnhof lag in Westberlin.
Ab 1961 wurde der Görlitzer Bahnhof vom Güterbahnhof Treptow, der in Westberlin lag, bedient. Allerdings mussten die Züge zwischen Güterbahnhof Treptow und Landwehrkanal durch DDR-Gebiet fahren.
1961 wurden die Gleise der Görlitzer Bahn am Treptower Kreuz mit Priorität zum Anschluß an die nördliche Ringbahn geändert.
Die Bahnhofsgebäude vom Görlitzer Bahnhof wurden zwischen 1961 und 1967 abgerissen.
1976 wurde das verbliebene (nördliche) Gleis am Treptower Kreuz außer Betrieb genommen. Der Görlitzer Bahnhof hatte ab dann nur noch Anschluß an den Güterbahnhof Treptow.
1976 wurde auch das Betriebsanschlußgleis Kiefholzstraße (zwischen Elsenstraße und Kiefholzstraße/Gbf Treptow) mit zugehörigen Abstellgleisen (zwischen Elsenstraße und Bouchéstraße) außer Betrieb genommen.
Von 1982 bis 1987 wurde das Bad am Spreewaldplatz (Spreewaldbad) erbaut.
Um 1980 wurden die Ringbahn-Unterführungen (S-Bahn und Reichsbahn) der Görlitzer Bahn Gleise am Treptower Kreuz entfernt. Die Brücke am nordöstlichen Ausfallgleis für die S-Bahn Gleise wird ebenfalls entfernt und eine neue mit neuer Verlegung der Gleise gebaut.
1985 wurde die Strecke zwischen Güterbahnhof Treptow und Görlitzer Bahnhof außer Betrieb genommen. Damit wurde die letzte Verbindung zum Görlitzer Bahnhof eingestellt und in den folgenden Jahren entfernt. Genau genommen ist das Treptower Kreuz seitdem nur noch ein Dreieck.
Ende der 1980er und Anfang der 1990er wurde auf dem Bahngelände des ehemaligen Görlitzer Bahnhofs ein Stadtteilpark angelegt. Dabei wurde auch der Fußgängertunnel abgerissen, der bis dahin den Beinamen "Harnröhre", wegen des Uringeruchs, bekommen hatte.
2012 stellte das Eisenbahn-Bundesamt die Bahnflächen der Görlitzer Bahn zwischen Landwehrkanal und Ringbahn vom Eisenbahnbetrieb frei. Es entstand dort mit Erhalt der historischen Brücken eine Gründurchwegung vom Görlitzer Park bis zur Elsenstraße.
Die Bahnstrecke der Görlitzer Bahn von Treptower Kreuz, bzw. Bahnhof Ostkreuz bis Görlitz wird heute nicht mehr von einer einzigen Bahnlinie bedient. Die Regionalbahn-Linie RB24 fährt von Eberswalde über Berlin Ostkreuz bis Lübben und weiter nach Senftenberg. Die Regionalexpress-Linie RE 63880 der Ostdeutschen Eisenbahn Gesellschaft (ODEG) fährt von Wismar über Königs Wusterhausen bis nach Cottbus. Die Linie OE 63959 der Ostdeutschen Eisenbahn Gesellschaft (ODEG) fährt von Forst (Lausitz) über Cottbus bis nach Görlitz und weiter über Hagenwerder bis nach Zittau. Von Zittau besteht Anschluß bis nach Wien über einen trilex bis nach Liberec, weiter mit einem Schnellzug bis nach Turnov, weiter mit einem Schnellzug bis nach Prag und weiter mit einem railjet bis nach Wien.
Die Fahrtzeit Berlin-Ostbahnhof - Wien über Königs Wusterhausen, Görlitz, Zittau, Liberec, Turnov und Prag beträgt heute 11 Stunden.