Rund um die Vollkropfwiesen
Das Gebiet der sogenannten Vollkropfwiesen liegt zwischen Adlershof und Dahme südlich der Köllnischen Vorstadt von Köpenick zwischen Glienicker Straße sowie Glienicker Weg und Grünauer Straße. Im Süden wird das Gebiet vom Teltowkanal begrenzt, wobei das Feuchtgebiet der Wiesen im nördlichen Bereich liegt. Im 18. Jahrhundert wurden die Vollkropfwiesen "Rohr Lacke" und "Süsgrund" genannt, sowie später Vollkropf-Wiesen und zwischenzeitlich eine Zeit lang Vollkropp-Wiesen. Der Köllnischen Vorstadt erging es ähnlich mit den ehemaligen Namen Cölnische Vorstadt und Kölnische-Vorstadt. Die Vollkropfwiesen sind ein Teil des ehemals bis nach Grünau reichenden Waldgebiet Köllnische Heide. In den Vollkropfwiesen liegt der Olmteich, der Teich Vollkropfgraben und das Moor am Vollkropfgraben. Durch die Vollkropfwiesen fließt der Vollkropfgraben und mündet nördlich vom Landbusen Müllerecke in die Dahme. Heute sind die Vollkropfwiesen auf das Feuchtgebiet am Graben mit Teichen und Moor reduziert und ringsum verbaut sowie nicht erschlossen.
Mitten durch die Vollkropfwiesen von Süd nach Nord wurde in den Jahren 1940-1941 der erste Eisenbahn-Güteraußenring von Grünau bis Karow an dieser Stelle auf einem Bahndamm neu verlegt. In den Jahre 1951-1952 wurde der Güteraußenring an dieser Stelle neu verlegt und leicht versetzt.
Während die Glienicker Straße in Köpenick geradeaus verläuft macht der Glienicker Weg in Adlershof einen leichten Bogen. Das hat seine Ursache in dem Feuchtgebiet der Vollkropfwiesen, das bis an den Weg reichte und vom Weg gesäumt wurde. Heute ist von diesem Teil der Vollkropfwiesen nichts mehr erhalten, denn ab 1880 begann die Firma CAF Kahlbaum - Spritfabrik und Chemische Fabrik CAF Kahlbaum, vormals Likör- und Spritfabrik CAF Kahlbaum, benannt nach dem Firmengründer Carl August Ferdinand Kahlbaum (1794-1872), C. A. F. Kahlbaum - eine neue Chemische Fabrik anstelle dieses Feuchtgebiets östlich am Glienicker Weg und unweit vom Adlergestell zu bauen, die 1882 in Betrieb ging. In der Fabrik wurde Spiritus für Laborzwecke hergestellt sowie aus den Nebenprodukten Trinkalkohol. 1890 entstand an der Chemiefabrik das Werk Kahlbaum Laborpräparate. 1906 ging am selben Standort eine neue Chemische Fabrik Adlershof-Berlin der Firma CAF Kahlbaum und die neue Spritreinigungsanstalt und Likörfabrik der Firma CAF Kahlbaum in Betrieb. Im Ersten Weltkrieg wurden in dieser Chemiefabrik Sprengstoff und Chemische Kampfstoffe hergestellt. Im Jahr 1917 wurde an der Chemiefabrik die Feldmunitionsanstalt III errichtet. Im selben Jahr kam es zu einer Explosion, bei der die Fenster der Kirche in Adlershof zerstört wurden. 1922 wurde die Firma C.A.F. Kahlbaum Chemische Fabriken GmbH von der Firma Oberschlesische Kokswerke und Chemische Fabriken AG erworben und die Spritreinigungsanstalt und Likörfabrik der Firma CAF Kahlbaum wurde zu einem Betriebsteil der Berliner Reichsmonopolverwaltung mit Hauptsitz Lichtenberg. 1927 kam es zu einer Fusion mit der Firma Schering, woraufhin die Firma bis 1937 als Schering-Kahlbaum AG firmierte sowie später als Schering AG. Nach 1945 wurde die Chemiefabrik zur Firma Schering Adlershof unter Treuhandverwaltung sowie 1952 zum VEB Berlin-Chemie, während die Firma Schering AG in ihren Werken im Westteil der Stadt weiter bestand. Anfang der 1960er Jahre wurde der Betriebsgleisanschluss von der Berlin-Görlitzer Bahn an den Güteraußenring verlegt sowie bei diesem an das alte Gleis von 1941. Der Gleisanschluss wurde nach 1990 getrennt. Das frühere Werk Kahlbaum Laborpräparate wurde nach 1990 von der neu gegründeten Firma Berlin Chemie AG weiter betrieben, die seit 1992 Teil der MENARINI-Gruppe ist. Die Likörfabrik wurde nach 1945 zum VEB Spiritus Adlershof und zu DDR-Zeiten von der Firma VEB Bärensiegel Berlin weiter betrieben, die heute noch in Lichtenberg Likör produziert. Die restlichen Werksteile der Chemiefabrik in Adlershof wurden nach 1990 außer Betrieb genommen.
Die Chemie- und Spritfabrik Kahlbaum in Adlershof hatte bereits vor 1900 einen Gleisanschluss an die Berlin-Görlitzer Bahn mit einer weit verzweigten Betriebsbahn-Gleisanlage. Zudem bestand ein Gleis zu einem Lagerplatz an der Dahme. Mit dem Bau des Bahndamms vom ersten Güteraßenring wurde für dieses Gleis eine Bahndamm-Unterführung angelegt. Die Unterführung wurde mit der Neuverlegung des Bahndamms beibehalten. Erst mit dem Bau der Verbindungskurve zwischen Berlin-Görlitzer Bahn und Güteraußenring Anfang der 1960er Jahre wurde diese Bahndamm-Unterführung aufgegeben. Mit dem zur selben Zeit entstandenen Betonwerk Grünau zwischen Bahndamm und Grünauer Straße wurde eine neue Bahndamm-Unterführung am Bahndamm vom neueren Güteraußenring für ein neues Gleis vom Betonwerk an das beibehaltene alte Gleis vom Güteraußenring in Richtung Nord angelegt, sowie ein Gleis vom VEB Berlin-Chemie in selbe Richtung zu selbigen. Diese neuere Bahndamm-Unterführung vom Betonwerk-Gleis ist heute noch erhalten, allerdings mit Erneuerung der Gleise nach 1990 sowie seit dem Abriss der zum Gleis dazugehörigen eigenständigen Eisenbahnbrücke über die Glienicker Straße / den Glienicker Weg in den 2000er Jahren ohne Anschluss an den Außenring. Das Gleis vom VEB Berlin-Chemie wurde ebenfalls nach 1990 vom Güteraußenring getrennt und in den 2000er Jahren entfernt.
Vermutlich um 1900 wurden die Vollkropfwiesen trocken gelegt und die Wiesen als Trockenplätze der dort ansässigen Wäschereien genutzt.
Das Gelände östlich vom Güteraußenring-Bahndamm sowie zwischen den Vollkropfwiesen und dem Teltowkanal gehörte bis 1935 zu Grünau und gehört seitdem zu Köpenick. Auf diesem Gelände entstand Anfang der 1960er Jahre der VEB Betonwerk "Dr. Richard Sorge" Grünau. Anstelle vom Betonwerk Grünau war bis zum Zweiten Weltkrieg Wiese mit drei Klärbecken oder Löschteiche. Im Luftbild von 1953 sind zwei bereits zerstörte Gebäudekomplexe zu sehen. Einer davon in der Südwestecke östlich entlang vom alten Bahndamm sowie direkt am Teltowkanal und ein Barackenlager westlich der Grünauer Straße gegenüber vom Lagerplatz der Chemiefabrik Kahlbaum (Schering-Kahlbaum) an der Dahme. Mit dem Bau vom Betonwerk Grünau Anfang der 1960er Jahre wurden alle alten Gebäude abgerissen.
Die Fotodoku beginnt in der Köllnischen Vorstadt von Köpenick in der Grünauer Straße, die westlich der Dahme und parallel zu dieser verläuft. Die Köllnische Vorstadt liegt südlich von Spindlersfelde an den alten Wegen nach Glienicke und Grünau westlich der Langen Brücke auf die Altstadt Köpenick und lag ursprünglich in der Köllnischen Heide, nach der sie benannt wurde. Die Köllnische Heide ist wiederum nach dem historischen Ort Kölln bei Berlin (colonia juxta Berlin) benannt, der aus einer deutschen Siedlung von um 1150 ungefähr zur selben Zeit wie der Ort Berlin entstand und mit diesem erst die Doppelstadt Kölln-Berlin gründete sowie später zur Stadt Berlin wurde. Die Köllnische Vorstadt entstand ab Ende des 19. Jahrhunderts. Entlang der Grünauer Straße bestand bereits seit 1752 die Kolonie Schönerlinde (Grünelinde), die für eine Neubesiedelung mit Spinnerfamilien und Maulbeerplantagen gegründet wurde. Entlang der Grünauer Straße zwischen selbiger und der Dahme entstanden neben Wohnhäusern auch Fabriken, wie eine Gießerei, Sägewerk, Wäscherei, Dampfmühle, Eiswerk, Bootswerft und ein Bootshaus mit Vereinsheim eines Wassersportvereins. Einige Meter nördlich vom Teltowkanal hatte die Chemische Fabrik Kahlbaum einen Lagerplatz am Ufer der Dahme, zu dem ein Eisenbahngleis von der Fabrik her führte. Dort bestand zudem eine Kalkbrennerei bis zum Bau des Teltowkanals.
In den Jahren 1940-1941 entstand der erste Güteraußenring, der eine Umfahrung Berlins im Osten zwischen Grünauer Kreuz und Karower Kreuz ermöglichte. Diese war schon viele Jahre vorher geplant, wofür Gelände freigehalten wurde, was allerdings beim Bau nur teilweise genutzt wurde. Südlich des Teltowkanals wurde beim Bau eine andere Trassenführung gewählt und das freigehalten Gelände größtenteils mit einer Wohnsiedlung bebaut. Ab dem Jahr 1951 wurde der Gütraußenring erneuert und die Trassenführung leicht verändert. Dabei entstand eine neue Eisenbahnbrücke über den Teltowkanal und über die Glienicker Straße. Die alte Trassenführung zwischen Teltowkanal und Glienicker Straße verläuft auf der Grenzlinie zwischen Adlershof und Köpenick sowie ehemals bis 1935 Grünau.
Auf dem Gelände westlich vom Güteraußenring-Bahndamm sowie zwischen Chemische Fabrik Schering-Kahlbaum und Teltowkanal entstand im Ersten Weltkrieg ein Haupt Gasschutzlager mit Gleisanschluss, dass nach 1920 zur Polizeisiedlung Adlershof ausgebaut wurde und auch als Schutzpolizei-Kaserne (Kas.Schupo, Schupo.-Kaserne) GR. S.O. Cöpenick erwähnt wurde. Nach 1945 entstanden auf den Freiflächen neben der Kaserne die Kleingartenanlagen "Neues Leben" und "Zu dem Eichenwäldchen". Anfang der 1960er Jahre wurde auf dem Gelände die Verbindungskurve zwischen Berlin-Görlitzer Bahn und Güteraußenring auf einem Bahndamm neu gebaut sowie das Gelände nördlich davon teils vom VEB Berlin-Chemie, ehemals Schering-Kahlbaum, genutzt und bebaut. Südlich der Verbindungskurve am Ufer vom Teltowkanal bestand ein Verladehafen mit Zufahrt vom Fabrikgelände durch eine Bahndamm-Unterführung. Zudem bestand dort im Teltowkanal ein Bauwerk (Buhnenpaar?), mit dem der Kanal künstlich verengt wurde.