Heidestraße und Ackerstrasse
Eine Tour durch die Heidestraße und die Ackerstraße in Berlin. Die Straßennamen lassen erahnen, dass vor nicht all zu langer Zeit an diesen Straßen noch Heide und Acker bestand. Die Heidestraße zweigte am Sandkrug westlich an der Sandkrugbrücke nördlich vom Weinberg nördlich der Unterbaumbrücke am königlichen Holzmarkt nach Norden ab und führte tief hinein in die Jungfernheide. Die Ackerstraße führte von der Torstraße zwischen Hamburger Tor und Rosenthaler Tor in Richtung Wedding.
An der Ackerstraße entstand ab 1752 zwischen Torstraße und Invalidenstraße ein Teil der Rosenthaler Vorstadt, die auch Neu-Voigtland (Neu-Vogtland) genannt wurde. In den Jahren 1829-1831 wurde die Rosenthaler Vorstadt, obwohl noch vor den Toren Berlins gelegen, nach Berlin eingemeindet. Die Heidestraße, erstmals 1757 in einer Karte eingezeichnet, lag hingegen zu weit Abseits und wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besiedelt. Zudem war das Gebiet westlich der Heidestraße militärisches Übungsgelände und von daher nicht ungefährlich.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die alte Stadtmauer aufgegeben, das Stadtgebiet durch Eingemeindungen erweitert und die Ackerstraße in der einstigen Vorstadt wechselte zum Stadtbezirk Oranienburger Vorstadt, der sich bereits bis zum Humboldthain ausdehnte. Die Rosenthaler Vorstadt war nun auch Stadtbezirk und dehnte sich in Richtung Nord und Ost bis zur Bornholmer Straße - Wisbyer Straße sowie entlang der Prenzlauer Allee aus. Die Gebiete der historischen Vorstädte behielten indessen ihre Namen autonom vom Namen der Stadtbezirke weiterhin bei.
Weil die Ackerstraße einerseits vor den Toren von Berlin und andererseits günstig lag, wurden an ihr mehrere Friedhöfe angelegt, die bis heute bestehen.
Über die wilde Besiedelung rund um die Stadt Berlin ist nicht viel überliefert. Möglicherweise wurde das Gebiet der späteren Rosenthaler Vorstadt schon vor der ersten königlich genehmigten festen Besiedelung mit Baracken besiedelt. Zumindest ist die Bebauung mit Baracken entlang der Ackerstraße nördlich der Bernauer Straße überliefert, bevor dort feste Wohnhäuser errichtet wurden. Auch die Scheunen standen wohl schon vor der festen Besiedelung im Gebiet der Rosenthaler Vorstadt. In einer Karte von 1823 ist ein weites Gebiet nördlich der damaligen Stadtmauer als Wiese verzeichnet. In einer Karte von 1857 ist die "Neue Vorstadt" und rings um diese Acker eingezeichnet.
Die Barackensiedlungen wurden von den armen Leuten bewohnt, die nach und nach weiter nach außerhalb der Stadt verdrängt wurden. Damals wie heute überdecken die Lobpreisungen von Neubauten den Abriss von vorher Bestandenem, das somit aus der Gesichtsschreibung verschwindet. Die heutige Geschichtsschreibung lehnt sich an diese Lobpreisungen an und gibt sich damit zufrieden.