Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain
Fotos aus der Rigaer Straße und dem Neubau der Wohnanlage "Green Village" auf der ehemaligen Brache mit den Tiefgaragen in Berlin-Friedrichshain.
Der Bau der Eckertschen Arbeiterwohnhäuser von 1875 in der Rigaer Straße wurde vom Fabrikbesitzer der Actien-Gesellschaft für den Bau landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe - der sogenannten "Eckertwerke" - Heinrich Ferdinand Eckert (1819-1875) initiiert und nach seinem Tode fertiggestellt. H. F. Eckert kam 1840 nach Berlin und arbeitete als Schlosser, erhielt 1846 das Bürgerrecht und den Meisterbrief und eröffnete seine erste eigene Schlosser-Werkstatt. 1873 eröffnete er seine neue Fabrik auf dem "Eckartsberg", "links vor dem Frankfurter Thor" im Weidenweg am heutigen Bersarinplatz (zwischenzeitlich Baltenplatz).
Die Rigaer Straße hieß vor 1893 Eckartsberg Straße und war, ebenso wie der Eckartsberg, nicht nach dem Fabrikbesitzer H. F. Eckert, sondern einem alten Adelsgeschlecht benannt. 1877 wird der Eckartsberg einmalig als Eckertsberg erwähnt. Im selben Jahr werden dort die Eckertsche Dampfmühle, die Eckertsche Villa und das Eckertsches Haus von den Eckert Geschwistern am damaligen Eckartsberg gebaut. Diese befand sich am heutigen Bersarinplatz auf der nördlichen Seite der heutigen Rigaer Straße. 1878 folgt dort die nach Heinrich Ferdinand Eckert benannte Dampf-Walzen-Mühle für gequetschtes Pferdefutter und Mehlfabrikation.
1890 wird hinter den Eckertschen Arbeiterwohnhäusern die Möbelfabrik Robert Seelisch gebaut. An den Eckertschen Arbeiterwohnhäusern entwickelt sich ein Wohn- und Gewerbehof mit zusätzlich kleineren Gewerbetreibenden, wie der Schumacher Karl Klaus. Bis 1938 werden in der Möbelfabrik Möbel produziert und verkauft.
Ab 1940 bezieht das Galvanotechnische Forschungsinstitut Prof. Dr. Ing. Max Schlötter die Fabrikgebäude. Die Firma Schlötter wurde 1912 als Elektrolytisches Forschungslaboratorium in Leipzig gegründet. Wahrscheinlich zog das Unternehmen 1945 vom Standort Rigaer Straße wieder weg. Die Firma ist bis heute als weltweites Unternehmen unter dem Namen Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG mit Sitz in Geislingen/Steige existent und wird von den Nachfahren Max Schlötters betrieben.
Nach 1990 wurde das Areal des ehemaligen Gewerbehofs samt Eckertschen Arbeiterwohnhäusern und Möbelfabrik an die Erben rückübertragen. Diese verkauften das Grundstück samt Gebäuden an einen Investor. Dieser lies 2016 die Eckertschen Arbeiterwohnhäuser abreißen und will auf dem historischen Gewerbehof Luxuswohnkasernen bauen.
Der Gewerbehof an den Eckertschen Arbeiterwohnhäusern war eine der ältesten Bebauungen im sogenannten Friedrichshainer Nordkiez.
In der Rigaer Straße, zwischen Proskauer Straße, Samariterstraße und Schreinerstraße, befindet sich die zwischen 1899 und 1902 errichtete Gemeindeschule mit Lehrerhaus und Turnhalle.
An der Rigaer Straße, zwischen Proskauer Straße und Liebigstraße, befindet sich in südlicher Richtung aktuell die Baustelle der Wohnanlage "Green Village". Auf diesem Gelände befand sich im 19. Jahrhundert die Germania Brauerei Berlin sowie später eine Tiefgaragenanlage und eine Spedition. Das Gelände grenzte einst direkt an die Frankfurter Allee, bis in den Jahren 1951 bis 1958 die Wohnungsbauten an der damaligen Stalinallee im Stil des Sozialistischen Klassizismus errichtet wurden.