NVA Bunker Sternebeck
Es begann im Jahr 1956 mit einem Befehl durch das Ministerium für Nationale Verteidigung (Strausberg). Dieser Befehl beinhaltete die Aufstellung von Flugabwehrraketentruppen. Dazu wurde die 1. Flak-Division mit anfangs 2 und später 5 Flak-Regimentern aufgestellt. In den Folgejahren gab es einige Umwandlungen. Diese waren Teil der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/LV) der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
An der Kreuzung der heute noch sogenannten Alte Berliner Straße, die von Werneuchen über Hirschfelde - Heidekrug - Blumenthal nach Sternebeck führt, mit der alten Biesower Straße, von Prötzel zum Vorwerk Biesow, entstand inmitten dem Wald Blumenthal ab 1960 auf der Gemarkung Prötzel die Fla-Raketenabteilung 162 (ab 1984 Fla-Raketenabteilung 4122) mit einer Kaserne mit Raketenlager sowie einer Feuerstellung mit 6 Abschußrampen (Startbatterie) und einem Gefechtsstand.
Ab 1961 wurden für die Angehörigen dieser Militär-Einrichtung mehrere Mehrfamilien-Wohnhäuser (Genossenschaftsbauten) in der Strausberger Straße und im Kähnsdorfer Weg im Ort Prötzel errichtet.
Wegen der abgelegenen Lage inmitten des Waldes wurde die Fla-Raketenabteilung (Prötzel) auch "Grüne Hölle" genannt, da es den dort dienenden Soldaten nur sehr schwer bis nicht möglich war ihren Ausgang in der Stadt Strausberg zu genießen.
Im Jahr 1977 wurde unweit auf Gemarkung Sternebeck eine neue Feuerstellung mit einem Gefechtsstand-Bunker sowie 6 befestigten Abschußrampen (Startbatterie) und weiteren befestigten und verbunkerten Bauwerken errichtet. Die alte Feuerstellung wurde als Schein-Stellung sowie Übungs-Stellung weiter genutzt.
In der Kaserne gab es direkt am Tor einen Verkaufsladen (Magazin) der Militär-Handelsorganisation (MHO) und eine Gaststätte (Kneipe) für die Soldaten. Der Laden wurde "Mutter Riel" genannt und anfangs von einer Zivil-Person, später von einem Soldaten betrieben. Desweiteren gab es 3 zwei-etagige Unterkunftsbaracken (Kasernengebäude), einen Medizin-Stützpunkt, ein Klubhaus, eine Küche, einen Speisesaal, ein Heizhaus und weitere Gebäude. Eventuell erst nach der militärischen Nutzung wurde in der Kaserne eine "Transportable Raumerweiterungshalle" aus DDR-Zeit aufgestellt. Im an die Kaserne angeschlossenen Raketenlager gab es einen Raketenbunker, einen Gefahrstoffbunker, ein Tanklager, eine Fahrzeughalle und weitere Gebäude.
Im Jahr 1967 wurde das Areal der alten Feuerstellung mit einer Hochspannungssicherungsanlage eingezäunt. In diesem Areal bestanden neben der Feuerstellung (Startbatterie + Gefechtsstand) weitere Gebäude.
In der alten sowie neuen Feuerstellung bildeten 6 im Kreis angeordnete Abschußrampen (Schanzen) die Startbatterie der Raketenabteilung. Hinzu kamen 3 Bunker-Garagen für je 2 Nachschub-LKWs. Somit konnte im Ernstfall jede Abschußrampe 2 Starts durchführen. Danach wäre die Feuerstellung aufgegeben und verlegt worden.
In der neuen Feuerstellung waren die kreisförmig angelegten 6 Abschußrampen kesselförmig in den Boden eingelassen und mit Beton befestigt sowie bekamen 1978/1979 je ein fahrbares Dach, das per Schienen und einer Seilwinde betrieben wurde. Bei den Bunker-Garagen für die Nachschub-LKWs ist je ein Mannschaftsbunker (Typ FB-3) angebaut. Der Gefechtsstand war ein in der Mitte liegendes Bunker-Bauwerk. Das gesamte Areal war von einer Betomauer und innenliegendem Zaun mit Hochspannungssicherungsanlage umgeben.
Die Fla-Raketenabteilung 4122 wurde 1991 außer Dienst gestellt.
Anfang der 1990er Jahre wurde die Kaserne als Asylbewerber-Heim genutzt.
Die Kaserne mit Raketenlager wurde Anfang der 2000er Jahre bis auf den Munitionsbunker rückgebaut und renaturiert. Dieser Bunker dient seitdem als Fledermaus-Quartier.
Die neue Feuerstellung wurde ab 1992 bis 2019 als Paintball-Area durch den eingetragenen Verein "HotGuns Strausberg" genutzt. Seitdem wird die neue Feuerstellung umgangssprachlich "NVA Bunker Sternebeck" genannt (ähnlich "Atombunker Harnekop"). Das Areal gehört zum Bundesforst. Dessen Verwaltung veranlasste im Jahr 2018 eine Schadstoffuntersuchung mit einer Bewertung von Gebäudeschadstoffen und der Ermittlung von Rückbaukosten auf der ehemaligen NVA-Liegenschaft "Neue Stellung Sternebeck".
Westlich der westlichen Mauer bestand außerhalb der neuen Feuerstellung ein Lagerplatz in der Größe von 150x50 Meter, der umzäunt war. Dieser war vermutlich zugleich der NVA-Hubschrauberlandeplatz 3112 gewesen. Auch die westliche große Wiese (75x50 Meter) innerhalb der neuen Feuerstellung kommt als Hubschrauberlandeplatz in Frage.
Der "NVA Bunker Sternebeck" steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem nahegelegenen "Atombunker Harnekop".
Die Angaben der "Fahrtrichtung" in den Foto-Beschreibungen sind wie folgt:
in Fahrtrichtung: entgegen dem Uhrzeigersinn.
entgegen Fahrtrichtung: im Uhrzeigersinn.
Die für dieses Projekt frei erfundenen Bezifferungen der Bauwerke sind in den Lageplänen eingezeichnet.
Die Stationen der Foto-Tour
- Kaserne
- Raketenlager
- davon nordwestlich gelegene Schanzen.
- alte Feuerstellung.
- neue Feuerstellung:
-- außerhalb: an der Mauer entlang
--- vom Tor (nach links) zum Hintertor und bis zum Ostsüdosteck.
--- vom Tor (nach rechts) bis zum Lagerplatz.
-- innerhalb:
--- Maschinenhaus (Hochspannungssicherungsanlage).
--- Wache + Vorfeld.
--- Rundweg in Fahrtrichtung: Abschussrampen + Bunker-Garagen (+ sonstiges).
--- Gefechtsstand-Bunker (+ sonstiges).
--- 3 Maschinenhäuser der Seilwinden für die Dächer der Abschussrampen.
--- Führungs-Bunker.
--- Vorfeld.
--- Munitionsbunker.
Die Fotos entstanden auf 2 Touren an 2 Tagen.
- 1. Tour: alte Feuerstellung, neue Feuerstellung.
- 2. Tour: Kaserne + Raketenlager (+ Schanzen), neue Feuerstellung.
Weitere Details zur Luftverteidigung und Flugabwehr der DDR:
(Flak = Flugabwehrkanone)
(Fla = Flugabwehr)
1. Luftverteidigungsdivision (Cottbus)
- 1956 1. Fliegerdivision
- später 1. Jagdfliegerdivision
- 1961 1. Luftverteidigungsdivision
Ladeburg
- 1959 Flak-Regiment 16
- 1963 Fla-Raketenregiment 16
- 1984 41. Fla-Raketenbrigade "Hermann Duncker"
- Fla-Raketenabteilungsgruppe 411 (Osterne)
- Fla-Raketenabteilung 4121 (Fürstenwalde)
- Fla-Raketenabteilung 4122 (Prötzel)
- Fla-Raketenabteilung 4123 (Klosterfelde)
- Fla-Raketenabteilung 4124 (Beetz)
- Fla-Raketenabteilung 4131 (Schönermark)
- Fla-Raketenabteilung 4132 (Fehrbellin)
- Fla-Raketenabteilung 4133 (Zachow)
- Fla-Raketenabteilung 4134 (Markgrafpieske)
- Funktechnische Abteilung 4101 (Ladeburg)
- Technische Abteilung 4120 (Ladeburg)
Straßgräbchen
- 1956 Flak-Regiment 14
- 1963 Fla-Raketenregiment 14
- 1971 Fla-Raketenregiment 11
- 1981 Fla-Raketenregiment 31 "Jaroslaw Dombrowski"
- Fla-Raketenabteilung 311 (Groß Döbbern)
- Fla-Raketenabteilung 312 (Großräschen)
- Fla-Raketenabteilung 313 (Kroppen)
- Fla-Raketenabteilung 314 (Großröhrsdorf)
- Technische Abteilung 310 (Straßgräbchen)
Sprötau
- Ende 1980er 51. Fla-Raketenbrigade "Werner Lamberz"
- Fla-Raketenabteilungsgruppe 511 (Eckolstädt)
- Fla-Raketenabteilung 5121 (Dietersdorf)
- Fla-Raketenabteilung 5122 (Blankenburg)
- Fla-Raketenabteilung 5123 (Seebergen)
- Fla-Raketenabteilung 5124 (Remda)
- Fla-Raketenabteilung 5125 (Eckolstädt)
- Technische Abteilung 5120 (Sprötau)
3. Luftverteidigungsdivision (Trollenhagen)
Sanitz
- 1961 Fla-Raketenregiment 18
- 1971 43. Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert"
- Fla-Raketenabteilungsgruppe 431 (Prangendorf)
- Fla-Raketenabteilung 4321 (Abtshagen)
- Fla-Raketenabteilung 4322 (Fuhlendorf)
- Fla-Raketenabteilung 4323 (Hinrichshagen)
- Fla-Raketenabteilung 4324 (Retschow)
- Fla-Raketenabteilung 4325 (Neuenkirchen)
- Fla-Raketenabteilung 4331 (Barhöft)
- Fla-Raketenabteilung 4332 (Nienhagen)
- Fla-Raketenabteilung 4333 (Kägsdorf)
- Fla-Raketenabteilung 4334 (Kirchdorf)
- Fla-Raketenabteilung 4335 (Dranske)
- Fla-Raketenabteilung 4351 (Retschow)
- Funktechnische Abteilung 4301 (Rövershagen)
- Technische Abteilung 4320 (Sanitz)
Parchim
- Flak-Regiment 15
- Fla-Raketenregiment 13 "Etkar André"
- Fla-Raketenabteilung 131 (Warin)
- Fla-Raketenabteilung 132 (Tramm)
- Fla-Raketenabteilung 133 (Ziegendorf)
- Fla-Raketenabteilung 134 (Steffenshagen)
- Technische Abteilung 130 (Parchim)
Ueckermünde
- Flak-Regiment 5
- 1958 Verlegung nach Stallberg
Stallberg
- 1960 Flak-Regiment 17
- 1958 + Flak-Regiment 5
- 1981 Fla-Raketenregiment 23 "Rudolf Breitscheid"
- Fla-Raketenabteilung 231 (Altwarp)
- Fla-Raketenabteilung 232 (Eichhof)
- Fla-Raketenabteilung 233 (Burg Stargard)
- Fla-Raketenabteilung 234 (Weggun)
- Technische Abteilung 230 (Stallberg)