In Marzahn besteht nicht nur eine der größten Eigenheimsiedlungen und eine der größten Plattenbausiedlungen, sondern mit einer Fläche von 10 Quadratkilometern auch ein territorial zusammenhängendes großes Industrie- und Gewerbegebiet. Dieses reicht von Süd nach Nord vom Magerviehhof und entlang der Rhinstraße über die Allee der Kosmonauten – mit Ableger Gewerbegebiet Herzbergstraße / Josef-Orlopp-Straße / Siegfriedstraße – bis zur Landsberger Allee und von dieser nordnordwestlich bis zur Gehrenseestraße – mit Ableger Gewerbegebiet Gärtnerstraße/Ferdinand-Schultze-Straße – sowie nordnordöstlich über die Bitterfelder Straße bis zum Dorf Falkenberg. Dieses Industrie- und Gewerbegebiet wurde 1959 vom Bezirksbauamt Ostberlin Abteilung Städtebau und Architektur als Industriegebiet Lichtenberg/Friedrichsfelde/Marzahn/Falkenberg geplant und später in Industriegebiet Lichtenberg-Nordost (LiNO) benannt. Im Jahr 1966 beschloss der Magistrat von Berlin das Programm zur territorial-ökonomischen Entwicklung der Hauptstadt der DDR - Berlin mit dem Arbeitstitel "Gebietskomplex Lichtenberg-Nordost". Im Jahr 1968 wurde der Magistratsbeschluss Nr. 84/68 "Grundkonzeption für den Investitionskomplex Lichtenberg-Nordost" erlassen. Bereits im Jahr 1965 wurde die Rhinstraße als sogenannte Gütertangente angelegt. Im selben Jahr wurde das Heizkraftwerk Lichtenberg geplant und zwischen 1970 und 1972 errichtet. In den 1960er Jahren wurden vor allem die bereits bestehenden Fabrikgebäude neu genutzt. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden zudem neue Fabriken und Gewerbegebäude. Die Pläne für das Industriegebiet Lichtenberg-Nordost wurden ab 1990 weiter verfolgt. Einige der bis 1989 bestehenden Firmen und Fabriken wurden ab 1990 von anderen Unternehmen genutzt und zudem neue Fabriken und Gewerbegebäude errichtet.
(Quelle: teils "Hier wächst Zukunft" - Made in Marzahn-Hellersdorf - Wirtschaft im Bezirk mit Firmenporträts und Chronik 1979-2019, Herausgeber Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin, Abt. Wirtschaft, Straßen und Grünflächen Leitstelle für Wirtschaftsförderung – ZAK –)
Von den ehemaligen Nutzern der bis 1989 genutzen Grundstücke, Fabriken und Gewerbegebäude konnten einige wenige nicht recherchiert werden. Auch konnte bei einigen dieser das Baujahr / Jahr der Erstnutzung nur ungefähr recherchiert werden. Beides betrifft vor allem Lagerplätze von Baufirmen sowie Firmen und Fabriken, die Ende der 1980er entstanden.
Wiesenburger Weg
Der Wiesenburger Weg verlief ehemals in West-Ost-Richtung ab Rhinstraße ungefähr über die Marzahner Straße bis zur Landsberger Allee (nahe Rebhuhnweg). Von diesem alten Weg ist nur noch das Teilstück am Parkfriedhof Marzahn erhalten. Der um 1985 neu entstandene Betriebsteil Nord vom VEB Berliner Werkzeugmaschinenfabrik Marzahn, der ab 1987 als Betriebsteil IV vom VEB Berliner Vergaser- und Filterwerk genutzt wurde, war am Wiesenburger Weg adressiert. Zudem war (1981) in diesem Weg ein zentraler Lagerplatz des Tiefbaus sowie (1991) die Niederlassung Berlin der Industrie- und Spezialbau Brandenburg GmbH adressiert.
Bitterfelder Straße / Rüsternweg
Die Bitterfelder Straße verläuft von Ost nach West von der Märkische Allee bis zum Übergang von Gehrenseestraße und Hohenschönhauser Straße. Wann die Straße angelegt wurde ist nicht genau bekannt. Das Jahr der Straßenbenennung ist 1987. Die Straße bestand jedoch bereits 1985 und wurde in ungefährem Verlauf vom ehemaligen Rüsternweg angelegt. Der Rüsternweg war ein sehr alter Weg und verlief von der Straße Hohenschönhausen-Falkenberg Höhe heutigem S-Bhf Gehrenseestraße bis zur Brücke über die Wuhle der Landsberger Allee. Der Weg verlief entlang der Gemeindegrenze Falkenberg - Hohenschönhausen/Marzahn südlich entlang dem Falkenberger Holz (Wald). Der name Rüstern bedeutet Ulmen (Ruste = Ulme). Dieser ehemalige Verbindungsweg war Namensgeber für das Umspannwerk Rüsternweg.
Wegen der Gleise der Wriezener Bahn direkt westlich neben der Märkischen Allee muss die Bitterfelder Straße östlich von dieser abzweigen, obwohl sie westlich dieser verläuft. Dazu wurde eine Anschlussstelle mit einer 180 Grad Kurve mit Rampen und Brücke angelegt.
Die Erstbesiedelung der Bitterfelder Straße fand bereits vor deren Entstehung durch das Klärwerk Falkenberg statt, das zwischen 1963-1968 entstand, mit Zufahrt an der Hohenschönhauser Straße. Südlich dem Klärwerk siedelten nach und nach verschiedene Wasserbau und Tiefbau Betriebe an, die dort zum Teil nur einen Lagerplatz hatten. Diese Lagerplätze reichten südlich bis auf das Gebiet der heutigen Bitterfelder Teiche.
Einige Firmen waren mit Hohenschönhauser Straße adressiert.
- 1985 VEB Wasserbehandlungsanlagen Berlin (neben der Kläranlage) (1981 Rummelsburger Landstraße) - Betrieb des VEB Kombinat Wassertechnik und Projektierung Wasserwirtschaft.
- 1989 Meliorationskombinat Frankfurt/Oder VE Oberbauleitung Berlin (1979 Spinatweg an der Ahrensfelder Chaussee).
Das Klärwerk Falkenberg wurde 2002 außer Betrieb genommen und in den 2010er Jahren beseitigt.
Von der Bitterfelder Straße zweigten Anfangs zwei Straßen ab. Im östlichen Teil die Wolfener Straße in Richtung Nord. Im westlichen Teil die Klettwitzer Straße in Richtung Süd.
Wolfener Straße
Die Wolfener Straße entstand ab Anfang der 1980er Jahre und reichte südlich geradeaus bis in die heutige Otto-Rosenberg-Straße. Dort bestand (1985) ein Lagerplatz mit Baracken. Entlang der Wolfener Straße nördlich der Bitterfelder Straße entstand ab den 1980er Jahren ein eigenständiges Industriegebiet. Die Erstbesiedelung der heutigen Wolfener Straße wurde (1983) am südlichen Ende durch eine Großbäckerei und (1983-1988) am nördlichen Ende durch ein Zollamt vorgenommen. Im ehemaligen südlichen Teil entstand in den Jahren 1987-1989 eine Betriebsberufsschule mit Internat für Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn.
Hellersdorfer Weg
Der Hellersdorfer Weg war ein Verbindungsweg zwischen dem Dorf Falkenberg und der Brücke über die Wuhle der Landsberger Allee. Zu beachten ist, dass der westliche Teil im Dorf Falkenberg Hellersdorfer Straße genannt wird. Der Weg ist nur noch zwischen Falkenberg und Wriezener Bahn erhalten. 1981 war in diesem Weg der VEB Spezialbaukombinat Wasserbau - Oberbauleitung Marzahn ohne Hausnummer adressiert.
Nordring
Beiderseits vom Nordring westlich der Neue Wuhle bestanden 1989 mehrere Lagerplätze mit Baracken und Lagerhallen und in der Ahrensfelder Chaussee sowie im Hohenschönhauser Weg war der VEB Spezialbaukombinat Wasserbau Kombinatsbetrieb Baugrund Berlin Oberbauleitung Weißensee adressiert. Der Nordring war zu dieser Zeit eine unbefestigte Straße ohne Namen. Erst zwischen 1994-1997 wurde der heutige Nordring mit Brücke über die Neue Wuhle und Anschluss an die Wolfener Straße angelegt.