Fliegerhallen Karlshorst der Fliegerstation Friedrichsfelde
Vor 100 Jahren - 1917, mitten im 1. Weltkrieg, wurde die Fliegerstation Friedrichsfelde mit den noch heute erhaltenen Fliegerhallen in Friedrichsfeler (Karlshorst) am Luftschiff-Flugplatz von 1909 im Biesenhorster Sand gebaut und 1918 fertiggestellt. Dazu wurde ein Bahngleis von der Bahnstrecke Verbindung-nach-Kaulsdorf (VnK-Strecke zwischen Niederschlesisch-Märkische Bahn und Preußische Ostbahn), entlang der Zwieseler Straße führend, bis zur Pionierschule I der Wehrmacht von 1936, verlegt. Das Gleis wurde Anfang der 1930er Jahre abgebaut.
Nach Versailler Vertrag musste die Fliegerstation Karlshorst ab 1920 rückgebaut werden.
Die Flugzeughallen der Fliegerstation wurden ab 1934 von der neu gegründeten Versuchsanstalt Karlshorst der Preußische Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau genutzt. Gegründet wurde die Institution 1903 als Königliche Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau. 1919 wurde sie in Preußische Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau und 1938 in Preußische Versuchsanstalt für Wasser-, Erd- und Schiffbau (VWS) umbenannt. Der Hauptsitz war auf der Schleuseninsel im Tiergarten. In Karlshorst wurde ein Hydrotechnisches Versuchsfeld angelegt, auf dem in den 1940er Jahren ein großes Modell der Elbe bei Bohnenburg (km 515) aufgebaut wurde. 1951 wurde der Hauptsitz auf der Schleuseninsel unter alliierte Kontrolle gestellt. Die Versuchsanstalt Karlshorst stand ab 1945 unter sowjetischer Militäradministration. Diese gründete 1945 die Forschungsanstalt für Schifffahrt, Gewässer- und Bodenkunde und errichtete auf der Halbinsel Stralau einen neuen Hauptsitz. 1951 wurde dort die Forschungsanstalt für Schifffahrt, Wasser- und Grundbau (FAS) gegründet. Die Versuchsanstalt Karlshorst bestand als Außenstelle Karlshorst und Abteilung Wasserbau und Schiffahrt weiter. Im Jahr 1952 wurde in Karlshorst eine neue große Versuchshalle (30x60 Meter) und ein zweietagiges Verwaltungsgebäude errichtet, die beide 2013 abgerissen wurden. Nach 1989 wurde die FAS von der Bundesanstalt für Wasserbau übernommen. Der Hauptsitz der FAS in Stralau wurde zur Außenstelle und bestand wie die Außenstelle Karlshorst als Außenstelle Berlin bis 2002 weiter. Die Gebäude in Stralau wurden 2013 abgerissen.
Bereits 1926 ging die Versuchsanstalt Potsdam am Sacrow-Paretzer Kanal in Potsdam-Marquardt in Betrieb. Diese diente vorwiegend für große Versuche unter freiem Himmel. 1953 wurde sie zur Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam (SVA) im Institut für Schiffbau Rostock und im VEB Kombinat Rostock (Stammbetrieb). 1990 wurde die SVA zur Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam GmbH und besteht bis heute.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Köpenicker Allee entstand Anfang der 1950er Jahre die Anlage der Polizei Hundestaffel der Berliner Volkspolizei. Vorher (1950) bestand am Bahnhof Wuhlheide der Abrichteplatz Wuhlheide der Berliner Volkspolizei.
Auf einem Teilstück der VP-Hundestaffel wurde im Februar 1959 die Abrichteanstalt für Blindenführhunde vom Allgemeiner Deutscher Blindenverband (ADBV) ansässig. Später hieß sie Ausbildungsstätte für Mobilität und Blindenführhunde und der Verband ab 1969 Deutscher Blinden- und Sehschwachenverband (DBSV) sowie ab 1973 Blinden- und Sehschwachen-Verband der DDR (BSV).
Anstelle der Volkspolizei-Hundestaffel entstand in den 1980er Jahren das Dienstobjekt der Hauptabteilung VIII (Beobachtungen, Ermittlungen, Festnahmen und Durchsuchungen) vom Ministerium für Staatsicherheit (MfS, Stasi). Die Ausbildungsstätte vom BSV wechselte 1987 in das neu erbaute Mobilitätszentrum in Berlin-Hirschgarten.
Das Dienstobjekt der Hauptabteilung VIII wurde in den 1990er und 2000er Jahren von der Telekom genutzt. 2015-2016 war es ein DRK Flüchtlingsheim und 2020 die DRK Notunterkunft Karlshorst.
In der Köpenicker Allee nördlich der Straße am Heizhaus entstand in den 1980er Jahren das Dienstobjekt der Abteilung Nachrichten vom MfS (Stasi). Auch dieses wurde von der Telekom nachgenutzt.
Bereits in den 1970er Jahren entstanden die Gebäude für das damalige Staatliches Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz (SAAS) der DDR und heutige Bundesamt für Strahlenschutz Dienststelle Berlin nördlich der VP-Hundestaffel. Das SAAS war vorher als Staatliche Zentrale für Strahlenschutz am Müggelseedamm in Friedrichshagen ansässig.
Auf dem Gelände der Fliegerstation soll eine Villenkolonie entstehen und die Flugzeughallen zu Wohnungen umgebaut werden. Auch das Dienstobjekt der HA VIII soll für neue Wohnungsbauten abgerissen werden. Zudem soll eine Teilfläche vom ehemaligen SAAS mit Wohnbauten bebaut werden. Langfristig sollen auch die Kleingärten in dieser Gegend einer Villenkolonie weichen.