Südostniederbarnimer Weiherketten - FKK Zeltplatz Hönow
Von Trappenfelde bis zur Altlandsberger Chaussee zwischen Hönow und Seeberg verläuft eine der Weiherketten vom Landschaftsschutzgebiet Südostniederbarnimer Weiherketten. Der größte dieser Weiher ist der Blakesee. Von diesem fließt der Teichgraben ab, der bei Seeberg zum Zochegraben wird und bei der Rennbahn Hoppegarten in das Neuenhagener Mühlenfließ mündet, das wiederum zwischen Köpenick und Friedrichshagen in die Müggelspree mündet.
An der Ortsgrenze Altlandsberg und Hönow zweigt vom Teichgraben die beschriebene Weiherkette ab. In der Schmettaukarte (1767-1787) sind im Teichgraben von dort bis Seeberg 4 Wälle (Staustufen) eingezeichnet. Der nächste Weiher in Richtung Süd ist der "Großer Balstaissee" oder ähnlich (schlecht leserlich). Nach diesem folgt der Kleiner Mittelsee und der Großer Mittelsee.
Direkt nördlich sowie östlich dem Kleiner Mittelsee bestanden weit um 1950 vier Gehöfte. Diese könnten zu den in der Umgebung von Trappenfelde errichteten Musterbauten für die zur Nazi-Zeit geplanten Osterweiterung gehören.
Der Kleiner Mittelsee wurde mit dem Bau der Autobahn Berliner Ring in zwei Teile getrennt.
In einem Wald am Großer Mittelsee im Landschaftsschutzgebiet Südostniederbarnimer Weiherketten, auf Gemarkung Hönow zwischen Hönow und Seeberg, bestand einst ein FKK Zeltplatz. Dieser FFK-Platz wurde von 1927 bis 1933 durch den Nudisten-Verein "Verein für gesunde Lebensweise" genutzt. Zu dieser Zeit bestand auf dem FKK-Areal eine Holzhütte sowie Plumpsklos aus Holz. Der Verein veranstaltete auf seinem FKK-Gelände Versammlungen und Vorträge, zum Beispiel über Vegetarismus. Es gab ein Vereins-Orchester und einen Vereins-Chor. Der Verein war sportlich ausgerichtet und betrieb Akrobatik, Turmspringen, Gymnastik, Speerwerfen, Schach und vieles mehr. Am See bestand ein kleiner Badestrand.
Mit dem Nationalsozialismus war es mit dem FKK-Verein vorbei.
Ob der FKK-Platz zur Nazizeit und/oder der Nachkriegszeit genutzt wurde ist nicht bekannt. Zumindest in der Nachkriegszeit scheint der Platz wieder genutzt worden zu sein.
1965 wurde ein neuer Naturisten-Verein namens "Sportgemeinschaft Naturfreunde Berlin-Lichtenberg" gegründet, der diesen FKK-Platz nutzte und an den DTSB angeschlossen war. Dieser hatte einen Vereins-Vorstand, eine Vereins-Satzung und eine Vereins-Ordnung. Der Verein pachtete das Areal von der LPG Hönow. Als Pacht wurde Rübenhacken an einem Wochenende im Frühjahr vereinbart. Der FKK-Zeltplatz hatte eine offiziell genehmigte Kapazität von maximal 25 Dauerzelten. Der FKK-Platz wurde im Durchschnitt von 100 bis 200 Mitgliedern und Tagesgästen genutzt. Es gab einen Kiosk mit offenem Lagerschuppen als gemauertes Gebäude, ein gemauertes Toilettenhäuschen mit 4 Plumpsklos sowie eine Wasserpumpe. Strom gab es nicht. Auch dieser FKK-Verein war sportlich ausgerichtet und betrieb eine Sektion Volleyball (2 Beachvolleyballplätze), eine Sektion Tischtennis, eine Gruppe Freizeitgymnastik sowie Ringeturnen, und einiges mehr. Am See bestand ein kleiner Badestrand. Für die Legitimation des Anschlusses an den DTSB wurden im Verein Sportabzeichen absolviert. Der Verein veranstaltete Kinder-, Sommer- und Sportfeste sowie auch Winterwanderungen. Für Vereinsmitglieder besaß der Verein ein eigenes Ruderboot (Typ Anka). Im Jahr 1983 musste der Verein auf Druck der staatlichen Versicherung zwecks Erhalt der Zeltversicherungen einen Zaun um das Gelände errichten.
Nach 1989 wurde der zu DDR-Zeit gegründete Verein ein eingetragener Verein und bestand nur noch kurze Zeit, bis er sich auflöste und das Areal verließ. Bereits 1994 war das Areal verwildert.
Der See viel bereits zu DDR-Zeiten und womöglich schon davor einige Male trocken. Seit Ende der 1990er Jahre ist er fast durchgehend trockengefallen. Er ist der am höchsten gelegene See dieser Weiherkette.
Der Großer Mittelsee liegt südlich dem Kleiner Mittelsee und mündet über diesen in den Teichgraben, der in den Zochegraben mündet und zusammen mit diesen einen Vorfluter für das Neuenhagener Mühlenfließ (Erpe) bildet, das in die Spree fließt.
Die alte Zufahrt bestand von Hönow aus. Zu DDR-Zeit bestand ein Zufahrtsweg nach Süden zur alten Altlandsberger Chaussee, der mit dem Neubau der Chaussee Anfang der 2010er Jahre beseitigt wurde.
FKK: Freikörperkultur
DTSB: Deutscher Turn- und Sportbund
LPG: Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
(Quelle: Rainer Knapp, Online Journal Kulturation, Nr. 24 • 2021 • Jg. 44 [19], Herausgeberin Kulturinitiative 89)