Braunkohlengrube Schenkendorf und Ziegeleiwanderweg Töpchin
Fotos einer Tour von Königs Wusterhausen nach Schenkendorf sowie weiter über Krummensee und Motzen nach Töpchin sowie von dort über Motzen und Gallun nach Mittenwalde sowie entlang dem Nottekanal zurück nach Königs Wusterhausen.
In Schenkendorf bestehen einige Überbleibsel der ehemaligen Bergarbeitersiedlung (Zechensiedlung) der ehemaligen gewerkschaftlichen Braunkohlengrube "Consolidierte Centrum" (kurz: Grube Centrum). Nachdem im Jahr 1874 beim Bau eines Brunnens Braunkohle gefunden wurde, wurde ab dem Jahr 1877 mit dessen Abbau begonnen. Die Kohle lag nur 1 bis 2 Meter unter der Erdoberfläche. Anstelle dem heutigen See in den Eiskuten bestand der Tagebau "Bruch". Der Name Eiskuten besagt, dass dort mehrere kleine Gruben im Gelände bestanden, die eventuell vorher gegraben wurden und in denen im Winter Natureis gewonnen wurde. Nachdem die oberen Schichten abgetragen waren, wurde der Abbau in Schächten in südlicher Richtung fortgesetzt. Wegen den damit einhergehenden erhöhten Kosten wurde eine Aktiengesellschaft gegründet. Im Jahr 1883 stieg Werner von Siemens in die Firma ein. Die Kohlenschächte des Braunkohlenbergwerks wurden nach Südwest bis nahe der heutigen Autobahn erweitert. Am heutigen südlichen Ende der Straße An den Eiskuten wurde eine Brikettfabrik errichtet. Von dieser Fabrik bestand schon einige Jahre vor der im Jahr 1894 eröffneten Königs⸗Wusterhausen-Mittenwalde-Töpchiner Kleinbahn (KMTK) eine Feldbahn zum Bahnhof Königs Wusterhausen an der Berlin-Görlitzer Eisenbahn. Diese Feldbahn wurde mit dem Bau der KMTK ausgebaut. Die Brikettfabrik wurde bereits 1899 außer Betrieb genommen. Das gesamte Areal der unterirdischen Braunkohlenschächte wurde als "Unsischere Stellen" gekennzeichnet. Dort kam es bis heute schon mehrmals zu Tagesbrüchen (Schachteinbrüchen).
Neben dem ehemaligen Rittergut Schenkendorf wurde im Jahr 1896 das sogenannte Schloss Schenkendorf vom Berliner Zeitungsverleger Rudolf Mosse (1843-1920) errichtet und auch Villa Mosse genannt. Zu DDR-Zeit wurde das Schloss durch die Grenztruppen genutzt. Nach 1989 wurde es an die Erben von Mosse rückübertragen. Im Jahr 1995 erwarb Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco (1940-2007, geboren als Ottomar Berbig, 1987 adoptiert von Ecaterina Olimpia Crețulescu, der letzten Blutsverwandten des wallachischen Woiwoden Vlad III. Drăculea) das Schloss samt Grundstück. Dieser "Graf Dracula" nannte es Schloss Dracula und veranstaltete in diesem Blutspendepartys. Im Jahr 2009 wurde das Schloss zwangsversteigert. In den Folgejahren wurde das Schloss durch Vandalismus stark beschädigt. Im Jahr 2014 wurde es durch einen Brand weiter stark beschädigt und im selben Jahr wurde das Dach komplett erneuert. Seit 2020 findet eine Restaurierung statt.
In Töpchin bestanden entlang dem Ziegeleiweg sowie parallel der 1894 eröffneten Königs⸗Wusterhausen-Mittenwalde-Töpchiner Kleinbahn (KMTK) und darüber hinaus ab dem Jahr 1860 einst mehrere Ziegeleien. An den Standorten der Ziegeleien wurden in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 9 Infotafeln am sogenannten Ziegeleiwanderweg Töpchin aufgestellt.
In Mittenwalde gibt es viele verschiedene historische Begebenheiten. Diese reichen von der erst zu DDR-Zeit nachträglich errichteten Schleuse Mittenwalde im 1860 angelegten Gallun Kanal bis zur von 1860 bis 1890 betriebenen Chausseegeldhebestelle mit nur Schlagbaum und ohne Chausseehaus an der 1897 abgebrannten Windwühle Pittchenmühle.
Die alte Schleuse Mittenwalde bestand im Nottekanal östlich der Brücke in die Altstadt und regelte die Wasserstände kanalaufwärts sowohl im Nottekanal als auch im Gallun Kanal. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Schleuse nach westlich der Brücke verlegt. Zu DDR-Zeit wurde diese eine Schleuse durch zwei neue ersetzt. Seitdem gibt es die Schleuse Mittenwalde zweimal. Einmal im Nottekanal und einmal im Gallun Kanal.
Östlich der Altstadt Mittenwalde bestand direkt südlich am Nottekanal noch bis in die 1940er Jahre die Adler-Ziegelei. Von dieser verlief eine Feldbahn über den Nottekanal zum Tonsee und zum Bahnhof Mittenwalde Nord der im Jahr 1900 eröffneten Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn (NME).
Der Schlagbaum an der Pittchenmühle wurde im Jahr 1890 durch ein Chausseehaus abgelöst, das direkt südlich dem Zülowkanal neu errichtet wurde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nördlich dem Zülowkanal steht ein Gehöft von vor 1876 einer vermutlich ehemaligen Ausspanne an der historischen Poststraße Berlin-Dresden.
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Der von Berlin über Britz, Selchow, Mittenwalde, Gallun gezeichnete Postweg führt in seinem weiteren Verlauf über Motzen, Baruth bis Dahme, und findet von hier aus in nordwestlicher Richtung Anschluss nach Jüterbock.
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Quelle: Ein Beitrag zu 1813 - Die Belagerung der Festung Spandau, von Karl G. H. B. Graf von Rittberg, 1891.