Industrie Hafen Ziegrastraße
In den Jahren 1902 bis 1903 wurde in damals Rixdorf der Rixdorfer Stichkanal angelegt. Dieser verlief entlang dem natürlichen Wiesengraben, auch Neuer Wiesengraben genannt, vom Landwehrkanal bis zum Gaswerk Neukölln an der Teupitzer Brücke. Das Gaswerk Neukölln entstand zur selben Zeit. In den Jahren 1912 bis 1913 wurde der Rixdorfer Stichkanal als Neuköllner Schifffahrtskanal bis zum Teltowkanal verlängert. Entlang der Ziegrastraße, zwischen Sonnenalle und Kiehlufer, wurde am Ostufer vom Kanal eine Ladestraße angelegt. Am Westufer entstand ein Kohlenlagerplatz für das Gaswerk Neukölln.
Das Gaswerk Neukölln an Ederstraße war durch den Bahndamm der Berliner Ringbahn vom Kohlenlagerplatz am Neuköllner Schifffahrtskanal getrennt. Im Bahndamm bestanden zwei Bahndammunterführungen. Es bestand ein Gleis über eine Eisenbahnbrücke auf Bahndammniveau direkt in den großen Kohlebunker, das am Bahndamm Höhe nördliche Bahndammunterführung südlich der Brücke über den Neuköllner Schifffahrtskanal an das Anschlussgleis der Industriebahn Neukölln über den Güterbahnhof Neukölln-Treptow (später Gbf Berlin-Treptow) an die Berliner Ringbahn angeschlossen war.
Am Anschlussgleis der Industriebahn Neukölln zwischen Neuköllner Schifffahrtskanal und Sonnenallee bestehen mehrere Gütergleise. Über diese Gleise wurde vermutlich per Ladekran Kohle von Eisenbahnwagons in den Kohlebunker verlagert, bevor die Eisenbahnbrücke in den Kohlebunker errichtet wurde.
Das Gaswerk Neukölln wurde 1966 außer Betrieb genommen und bis 1970 abgerissen. Anstelle vom Gaswerk entstanden neue Fabriken. Darunter die Firma REKOBA Relais- und Fernmeldetechnik GmbH, die bis heute besteht. Auf dem Kohlenlagerplatz östlich vom Bahndamm sowie am Neuköllner Schifffahrtskanal entstand um 1970 eine Nudelfabrik, die Griessmühle genannt wurde. Die Firma firmierte unter den Namen Novetta Berlin KG NB Nahrungsmittelgesellschaft mbH & Co. (Novetta Nahrungsmittel GmbH), Novetta Teigwarenfabrik Siegfried Kassner und Uwe Löwigt OHG, sowie Novetta Teigwarenfabrik Siegfried Kassner und Uwe Löwigt OHG. Anfangs war die Firma PALETTA Nahrungsmittelwerke GmbH & Co KG mit der Zweigniederlassung Berlin an diesem Standort mit ansässig. Vermutlich in den 1990er Jahren stellte die Firma die Produktion ein. Danach wurde die Nudelfabrik von den Firmen H.Z.-Gesamtlogistik GmbH (vormals LOGISTIK Gesellschaft für Distribution und Logistik mbH sowie LO - RO Logistik GmbH), der H. Z. - Logistik Silotransporte und Lebensmittelverkehre GmbH, sowie der Regionalleitung Ost der Gloria-Werke H. Schulte Frankenfeld GmbH & Co. mit Vertrieb von Feuerlöschgeräte und Zubehör genutzt. Diese verließen vermutlich Ende der 2010er Jahre diesen Standort. Ab 2011 wurde die Fabrik genutzt als Club Griessmühle mit Restaurant Futterei, sowie als Eventlocation. Zudem wurde auf dem Fabrikgelände der Flohmarkt an der Griessmühle, oder auch Mühlenmarkt in der Griessmühle genannt, veranstaltet. Im Jahr 2020 musste der Club die Fabrik verlassen. Anstelle der Nudelfabrik auf dem ehemaligen Kohlenlagerplatz soll bis 2023 ein neuer großer Bürokomplex entstehen.
1916 entstand direkt an der Sonnenallee und dem Neuköllner Schifffahrtskanal auf dem Kohlenlagerplatz ein Fabrik- und Verwaltungsbau der Firma C. Niemann und Co., der später als Finanzamt Süd und nochmals spüter als Finanzamt Neukölln Nord genutzt wurde. 1992 wurde der Bau um einen Neubau am Kanal sowie auf dem Kohlenlagerplatz erweitert. Dieser Bau wechselte den Besitzer, der diesen "Sonneninsel" nannte. Der ehemalige Kohlenlagerplatz wurde daraufin ebenso "Sonneninsel" genannt.
In der Ziegrastraße bestanden mehrere Fabriken. Im Norden an der Ecke Dieselstraße wurde von 1921 bis 1923 die Fabrik mit Verwaltungsgebäude der Firma Rheinstall Handelsgesellschaft errichtet. Das Treppengeländer im Treppenhaus vom Verwaltungsgebäude besteht aus großen Hakenkreuzen. Die Fabrik wurde später von der Firma Max Cochius übernommen. Südlich von Rheinstall entstanden weitere Fabriken, die heute als Gewerbehof "Ziegra-Hof" genutzt werden. Südlich vom Ziegra-Hof bestand die Maschinenfabrik Dr. ing. Harwig, die zusammen mit der Fabrik südlich davon am heutigen Standort vom Hotel Estrel Convention Center standen.
Die Ladestraße am Hafen Ziegrastraße wird weiterhin als solche genutzt. Es bestehen zwei Ladekräne. Im südlichen Bereich wurde ein größerer und ein kleinerer Teil der Ladestraße zu einem Park und ein weiterer Teil zum Biergarten vom Hotel Estrel.