Kleistgrab am Kleiner Wannsee und Wannseebrücke
In den Jahren 1790 bis 1794 wurde eine Chaussee zwischen Berlin und Potsdam angelegt, die heute auf diesem Abschnitt in weiten Teilen der Bundesstraße 1 (B 1) gleicht. Am Übergang vom Großer Wannsee in den Kleiner Wannsee wurde erstmals ein Straßendamm aufgeschüttet und über einen schmalen Durchlass die Friedrich-Wilhelm-Brücke errichtet. Der Durchlass war von seiner Größe her nur für kleine Fischerboote passierbar, weil der damalige Straßendamm eine geringere Höhe als der heutige hatte.

Östlich vom Straßendamm mit Friedrich-Wilhelm-Brücke lies der Gastwirt Johann Friedrich Stimming (geboren 1765/66) um das Jahr 1795 seinen Krug neu errichten, der bis dato an der alten Wegeverbindung von Berlin über die Glienicker Brücke (vermutlich erstmals 1660 errichtet) nach Potsdam im Dorf Stolpe stand und bis zu diesem Jahr im Besitz von seinem Vater Gastwirt Erdmann Stimming war. Erdmann Stimming kaufte das Kruggut in Stolpe im Jahr 1782 vom Erbschankkrüger Friedrich Sandow. Von da an wurde der Krug "Stimmings Krug" genannt, so auch am neuen Standort an der Chaussee Berlin-Potsdam. Der Name vom neuen Krug war "Neue Krug" und der Name vom neuen Standort war "Friedrich-Wilhelms-Brück" (Friedrich-Wilhelmsbrück), benannt nach der gleichnamigen Brücke am Straßendamm zwischen den beiden Wannseen. Der alte Krug in Stolpe wurde 1796 abgerissen. 1830 wird ein Gastwirt Seidel im Krug in Friedrich-Wilhelmsbrück erwähnt, der eventuell nur ein Pächter war. 1845 verkaufte die Witwe Stimming den Krug an den Gastwirt Hölzmann. 1863 wurde der Krug durch den Gastwirt Hölzmann an den Bankier und Direktor der Berliner Handelsgesellschaft Wilhelm Conrad verkauft. Wilhelm Conrad betrieb im Krug das Café Alsen, bis er den Krug im Jahr 1870 für den Neubau der Villa Alsen abreißen lies. Die Villa Alsen wurde nach 100 Jahren im Jahr 1970 abgerissen.

Im Jahr 1811 war der Krug in ein historisches Ereignis involviert. Vom 20. bis 21. November 1811 war der Lyriker Heinrich von Kleist mit seiner Vertrauten Henriette Vogel im Stimmings Krug zu Gast. Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist wurde nach eigenen Angaben am 10. Oktober 1777 und nach dem Eintrag im Kirchenbuch am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren und wohnte seit 1809 in Berlin. Vermutlich war die Eigenangabe vom Geburtsdatum 10.10.1777 eine Zahlenspielerei von ihm. Ab Anfang des Jahres 1811 erleidete Heinrich von Kleist eine schwere Schaffens- und Lebenskrise, da er durch Verbote seiner Werke, die durch den König von Preußen erlassen wurden, in seiner Arbeit und in seinem Leben so stark eingeschränkt wurde, dass er mittellos wurde. Henriette Vogel wurde am 9. Mai 1780 in Berlin als Adolphine Sophie Henriette Keber geboren, war seit 1799 mit dem Landrentmeister Friedrich Ludwig Vogel (1773-1843, genannt Louis Vogel) verheiratet und war an Gebärmutterkrebs erkrankt.

Am 21. November 1811 machten Heinrich von Kleist und Henriette Vogel auf dem Hügel am Ostufer vom damaligen Stolper Loch (vormals Weißes Loch, heute Kleiner Wannsee) wenige Meter (100 Schritt, 75 Meter) südlich der Chaussee (heute Königstraße) ein ausgiebiges Picknick (mit Mobiliar aus dem Krug), das durch Bedienstete (Tagelöhner/innen) vom Gastwirt Stimming bereitet wurde. Die beiden schickten eine anwesende Bedienstete zurück in den Krug, um eine Kaffeetasse aufzuspülen. Als die Bedienstete zurückkam sah diese die beiden erschossen am Erdboden liegen. Heinrich von Kleist und Henriette Vogel fühlten sich insbesondere durch ihren Wunsch zu sterben verbunden, der an diesem Tage durch Heinrich von Kleist erfüllt wurde. Zuerst wurde Henriette Vogel durch Heinrich von Kleist erschossen und kurz darauf erschoss sich Heinrich von Kleist selbst. Die beiden wurden nach einer Obduktion im Stimmings Krug am 22. November 1811 am Ort der Todesstelle begraben.

Die Schüsse vom Todesereignis wurden vom Förster im unweit gelegenen Forsthaus Dreilinden (damals Forsthaus Heidekrug / Forsthaus Haidekrug, vormals Hakens Jägerhaus, ab 1833 Forsthaus zu den 3 Linden) wahrgenommen, der an den Ort des Ereignisses eilte und sodann als Zeuge diente. Das Forsthaus wurde nach einer 1748 vollzogenen Erbregelung in der Familie von Hake aus Klein-Machnow errichtet.

Neben dem Hügel vom alten Kleistgrab bestand seit mindestens 1818 eine Ziegelei am Ufer vom Kleiner Wannsee. Direkt an der Ziegelei bestand die dazugehörige Tongrube. Die Ziegelei wird bei den Berichten, vornehmlich dem Polizeiprotokoll vom 22. November 1811, zum Todesereignis von Kleist nicht erwähnt. Von daher ist davon auszugehen, dass diese 1811 noch nicht bestand. Das Land in dieser Gegend war zu dieser Zeit im Besitz der Familie von Hake aus Klein-Machnow.

Infolge der Erbregelung vom Erbe derer von Hake, bei der deren Besitztum aufgeteilt wurde, erwarb die Familie von Hake aus Klein-Machnow im Jahr 1749 das Besitztum Heinersdorf, womit der alte Besitz derer von Hake wieder im Besitz einer einzigen Familie von Hake war. Im Jahr 1816 verkaufte die Familie von Hake aus Klein-Machnow ihren zu Heinersdorf gehörenden Besitz an den Lieutenant August Friedrich Mumme (Großonkel von Theodor Fontane), der Gutsherr auf Großbeeren war. Dieser verkaufte Heinersdorf 1818 an einen Herrn Voß und dieser 1819 an einen Baron von Ditmar. Zudem ist bekannt, dass ein Teil vom Heinersdorfer Besitztum im Jahr 1820 oder 1826 an den Salzschiffahrtsdirektor und Holzinspektor Friedrich Wilhelm Heinrich Bensch (1780-1858) verkauft wurde. Mit diesem vereinbarte die Familie von Hake aus Klein-Machnow einen Landtausch, woraufhin das Gebiet nördlich vom Königsweg sowie das Land am Großer und Kleiner Wannsee in den Besitz von Bensch überging. Dazu gehörte auch Hakens Jägerhaus (heute Forsthaus Dreilinden). Diesen Angaben zufolge war die Ziegelei vermutlich kurzzeitig im Besitz der Familie von Hake aus Klein-Machnow. Anderen Angaben zufolge gehörte das Forsthaus Haidekrug (heute Forsthaus Dreilinden) bereits ab 1748 zu Heinersdorf und ging beim Verkauf von Heinersdorf in den Besitz vom Lieutenant August Friedrich Mumme über. Dieser verkaufte im Jahr 1818 vermutlich nur einen Teil seines erworbenen Besitzes an einen Herrn Voß und einen weiteren im Jahr 1820 an Friedrich Wilhelm Heinrich Bensch, welcher daraufhin einen Landtausch mit der Familie von Hake aus Klein-Machnow vornahm. Es ist allerdings auch möglich, dass die Familie von Hake aus Klein-Machnow im Jahr 1816 noch weitere Gebiete an wen auch immer verkaufte und dieser eben jene Unbekannte an Bensch verkaufte, sowie danach der Landtausch mit Bensch vollzogen wurde. Zu diesen Ereignissen sind vielerlei verschiedene Angaben zu finden. Möglich ist, dass der Landtausch 1826 stattfand. Im Jahr 1833 wurde das Forsthaus Heidekrug auf Antrag von Bensch in Forsthaus zu den 3 Linden umbenannt. Aus diesem Namen ging die Bezeichnung "Dreilinden" hervor, die für mehrere Sachen verwendet wurde und wird.

Mitte der 1840er Jahre besuchte Eduard von Bülow das Kleistgrab an seinem ursprünglichen Standort und berichtet von einer danebenstehenden verfallenen Ziegelei, die zu dieser Zeit von einem Zimmermann genutzt wurde. Im Jahr 1861 besuchte Theodor Fontane das Kleistgrab am ursprünglichen Standort und berichtet von einem danebenstehenden Holzhof.

Im Jahr 1856 verkaufte Bensch seinen Besitz an den Berliner Destillateur Josef Aloys Gilka. Im Jahr 1859 erwarb Prinz Friedrich Karl diesen Besitz nördlich vom Königsweg sowie am Großer und Kleiner Wannsee. Dazu gehörte das Forsthaus Dreilinden, das vom Prinz als Nebenwohnsitz (Hauptwohnsitz Berliner Schloss) genutzt wurde. Im Jahr 1869 lies der Prinz am Forsthaus Dreilinden das sogenannte Jagdschloss Dreilinden errichten. Anstelle der alten Ziegelei am Kleiner Wannsee am ursprünglichen Standort vom Kleistgrab lies der Prinz in den Jahren 1863 bis 1865 eine neue Ziegelei errichten. Dazu wurde im Jahr 1863 das Kleistgrab an seinen heutigen Standort verlegt. Um das Jahr 1880 wurde die Ziegelei stillgelegt. Die entstandene Tongrube der Ziegelei reicht bis an den neuen Standort vom Kleistgrab. Es war sogar geplant das Kleistgrab erneut zu verlegen. Mit dem Abraum der Tongrube wurde das Ufer aufgeschüttet und somit Land gewonnen. Die Tongrube reichte im südlichen Bereich einst bis an den Bahndamm, womit der neue Standort vom Kleistgrab nicht erreichbar war. Für den Bau der Bismarckstraße im Jahr 1905 wurde die Tongrube dort wieder verfüllt. Die Erdbewegungen der Tongrube haben die Landschaft an dieser Stelle stark verändert, wodurch die Beschreibungen zum Kleisttod aus dem Jahr 1811 nicht ohne weiteres nachvollziehbar sind. Auch am Straßendamm mit Brücke gab es in der Zwischenzeit Veränderungen.

Mit dem Bau vom Teltowkanal in den Jahren 1900 bis 1906 wurde auch der Griebnitzkanal als Verbindung zwischen Griebnitzsee und Großer Wannsee angelegt. Dazu wurde ein neuer Durchlass im Straßendamm zwischen Großer und Kleiner Wannsee angelegt, über den die Prinz-Friedrich-Leopold-Brücke errichtet wurde. Dabei wurde der Straßendamm erhöht, damit Schiffe diesen Durchlass passieren konnten. Zudem muss, auch wenn nirgends erwähnt, die alte Friedrich-Wilhelm-Brücke entweder nur höhergelegt oder erneuert worden sein. Beide Brücken bestanden bis zum Neubau der Wannseebrücke in den Jahren 1953 bis 1954. Vermutlich wurde im Zweiten Weltkrieg (nur) die Prinz-Friedrich-Leopold-Brücke zerstört. Beim Bau der Wannseebrücke anstelle der Prinz-Friedrich-Leopold-Brücke wurde die Friedrich-Wilhelm-Brücke entfernt und der Straßendamm verändert. Ob der Straßendamm dabei auch in der Höhe verändert wurde ist nicht bekannt. Die alte Straße auf dem Straßendamm verlief gerade und an dessen Südufer. Der neue Verlauf ist kurvig und etwas weiter nördlich. Damit wurden die Knicks in der Straße an der Brücke entschärft.

Die Veränderungen in diesem Gebiet sind bei der Rekonstruktion vom ursprünglichen Standort vom Kleistgrab zu berücksichtigen. Ein Teil vom Hügel wurde durch die Tongrube der Ziegelei abgebaut. Alten Zeichnungen zufolge befand sich der alte Standort vom Kleistgrab ebenso an einem Hang der Tongrube, nur näher am Wasser.

Mit der Besiedelung des Gebietes als Kolonie Alsen bestand auf dem Hügel am ursprünglichen Standort vom Kleistgrab ab 1888 die Villa Candide von Louis Ravené (Villa Ravené) an der Königstraße Ecke Bismarckstraße. Die Villa wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Das Areal ist heute ein Park, durch den ein Weg führt. Anstelle der Ziegelei im flachen Bereich der Tongrube entstanden mehrere Bootshäuser, die bis heute als solches genutzt werden.

Das Grundstück am neuen Standort vom Kleistgrab wurde als Park gestaltet.

Erfahre mehr über das Ereignis vom Kleisttod und über die Geschichte des Kleist-Grabes in der Veröffentlichung der Recherchen von Erika Müller-Lauter mit Auszügen aus den historischen Berichten im Kleist Jahrbuch 1991.
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Wannsee Bismarckstraße
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Park Kleistgrab Kleiner Wannsee
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Kleiner Wannsee Ostufer
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Sportboot-Marina Wannsee
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