Vertragsarbeiterwohnheim Hohenschönhausen
Das ehemalige Vertragsarbeiterwohnheim Hohenschönhausen ist eine Plattenbausiedlung am nördlichen Ende der Rhinstraße mit Zufahrt Wollenberger Straße im Ortsteil Alt-Hohenschönhausen im Bezirk Lichtenberg in Berlin.
Als Vertragsarbeiter wurden ausländische Arbeitskräfte und Auszubildende bezeichnet, welche in der DDR ab den 1960ern zeitlich befristet und ohne Integrationsabsicht über den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Sowjetunion angeworben wurden. Vertragsarbeiter wurden für die Verstärkung für unterbesetzte Arbeitsbereiche hergeholt wie z. B. in der Leichtindustrie oder auch in der Konsumgüterindustrie. Die Dauer der Aufenthaltsgenehmigung variierte zwischen zwei und sechs Jahren je nach Herkunft. Ein ständiger Aufenthalt jedoch war vertraglich und gesetzlich nicht vorgesehen. Das Mitbringen von Familienangehörigen war ausgeschlossen. Nach Ablauf der vertraglichen Frist mussten die Vertragsabeiter in der Regel die Länder verlassen und in ihr Heimatland zurückkehren. In der DDR wohnten die Vertragsabeiter während ihres Aufenthalts in Wohnheimen, meist von DDR-Betrieben eingerichtet, und lebten dort deutlich abgetrennt von den DDR-Bürgern. Die Vertragsarbeiter kamen vorwiegend aus Vietnam, aber auch aus Kuba und anderen sozialistischen Ländern. Viele von ihnen machten in der DDR eine Berufsausbildung.
Nach dem Mauerfall wurden viele von den Vertragsarbeiten der DDR arbeitslos. Einige gingen zurück in ihre Heimatländer, andere blieben und machten sich selbstständig. Diejenigen die blieben beantragten Asyl und wiederum einige von diesen holten ihre Familien nach Deutschland.
Im Vertragsarbeiterwohnheim Hohenschönhausen etablierte sich eine Gangstermilieu in den 1990er Jahren, dem die Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe widmete. Die "Ermittlungsgruppe Vietnam" klärte bis 1998 insgesamt 39 Morde auf. Im Jahr 2002 wurde das Wohnheim geräumt.
Während des Leerstands wurden über die Jahre hinweg mehrere Leichen in den Gebäuden, bis zu vier in einem Jahr, und sogar eine skelletierte Leiche auf dem Freigelände gefunden. Die Leichen waren entweder Obdachlose oder Mordopfer.
Das Vertragsarbeiterwohnheim Hohenschönhausen, kurz Vietnamesen-Wohnheim genannt, befindet sich im Block 178 001 Wartenberger/Wollenberger und wurde Mitte der 1970er Jahren gebaut. Die Plattenbausiedlung bestand aus neun auf dem Areal verschieden angeordneten und teils zusammengebauten gleichen Wohn-Plattenbauten sowie zwei flachen Nebengebäuden und zwei länglich aneinandergebauten Schulgebäude-Plattenbauten mit einem Nebengebäude und einer Sporthalle.
Die Hausnummerierung aller Gebäude auf dem Areal ist jeweils nach den anliegenden Straßen ausgerichtet und zufälligerweise ohne doppelte Hausnummern bezüglich der Nutzung Wohngebäude oder Schulgebäude. Das Wohngebäude-Haus 1 und Nebengebäude-Haus 2 liegt an der Gehrenseestraße. Das Schulgebäude samt Nebengebäude und Sporthalle ist auch Haus 1 mit der Anschrift Wollenberger Straße 1. Haus 4 und Haus 6 sind zwei einzelne Wohngebäude an der Hauptstraße (ehemalige Dorfstraße) mit Anschrift Wartenberger Straße. Haus 8 und Haus 10 sind zwei zusammengebaute Wohngebäude an der südwestlichen Wartenberger Straße. Das Haus 10 auf dem Areal ist nicht zu verwechseln mit dem Haus Wollenberger Straße 10 gegenüber dem Areal Ecke Gehrenseestraße. Haus 3, 5, 7 und 9 liegen an der Wollenberger Straße. Haus 3, 5 und 7 bilden einen U-förmigen Gebäudekomplex. Haus 1 und Haus 9 einen L-förmigen Gebäudekomplex. Das Nebengebäude im Innenhof vom U-förmigen Gebäudekomplex hat keine Hausnummer. Haus 2 liegt im nordöstlichen Eck.
Das Schul-Nebengebäude wurde zwischen 2006 und 2009 abgerissen. Der längliche Schulgebäude-Plattenbau an der Wollenberger Straße wurde 2016 abgerissen und anstelle dessen eine Containersiedlung errichtet. Zudem wurde 2016 das Wohn-Nebengebäude Haus 2 im nordöstlichen Eck abgerissen.